Auf ins grüne Abenteuer: Die Datteln reisen in den Wald (Teil 2)

Ausflug in den Wald (Teil 2)

Die Datteln haben es in den Regenschirm geschafft. Dort saßen sie nun mucksmäuschenstill und ganz gespannt. Sie warteten darauf, dass die Familie aufwacht und aufbricht zum Ausflug in den Wald.

In der Ferne hörten sie den Wecker des Vaters leise klingeln. Der Vater stand immer als Erster auf, um seine Frau und seine Kinder für das Fajr-Gebet zu wecken.

In den Datteln stieg die Aufregung. Sie wussten, wenn der Vater wach ist, dann würde es nicht mehr lange dauern, bis die Familie losfuhr.
Vom Inneren des Regenschirms aus konnten sie zwar nichts sehen, allerdings hörten sie gespannt zu, wie alle sich fertig machten, um rauszugehen.

Die Familie hatte das Fajr-Gebet gebetet, gefrühstückt und stand jetzt in der Tür.

Die Datteln waren nervös: „Haben wir uns auch wirklich in den richtigen Regenschirm gesetzt?“, sagte Karima besorgt. „Nicht, dass sie dann doch einen anderen nehmen oder vielleicht sogar gar keinen Regenschirm mitnehmen!“

Auf einmal ruckelte es ganz laut. Die Datteln mussten sich fest an der Stange des Regenschirms festhalten, sonst wären sie rausgefallen. Jetzt waren sie sich sicher und beruhigt, denn sie saßen im richtigen Regenschirm. Es geht in den Wald! Sie wollten vor Freude schreien, aber sie mussten leise sein, um nicht entdeckt zu werden.

Während die Familie samt der Datteln rausging, dachten sie daran, die Du’a beim Verlassen des Hauses zu sagen:

Bismillāhi, tawakkaltu ‘alā-llāh, wa lā ḥawla wa lā quwwata ‘il-lā bil-llāh.

„Im Namen Allahs, auf Allah vertraue ich, und es gibt keine Macht und keine Kraft, außer mit Allah.“

Die Datteln saßen jetzt im Auto.

Malik wollte aus dem Regenschirm rausschauen, um zu sehen, wo sie langfuhren. Er hatte gehofft, dass er vielleicht etwas Interessantes aus dem Autofenster heraus sehen könnte.

Jedoch wollten die anderen ihn nicht lassen. Sie hatten Angst, dass er herausfällt und sich verletzt. Doch wir kennen Malik mittlerweile schon gut und wissen, dass er als der Abenteurer, der er war, unbedingt nachschauen musste.

Er kletterte also ganz langsam die Stange des Regenschirms hinauf. Die anderen trauten sich nicht und blieben lieber im sicheren Inneren des Regenschirms.

Als Malik oben war, konnte er nicht viel sehen. Zwischen ihm und der Fensterscheibe des Autos war ein Rucksack, der ihm die Sicht versperrte.

„Schade“, dachte sich Malik, „Dann muss ich mich wohl noch etwas gedulden.“

Er kehrte wieder zu seinen Freunden zurück, die hofften, dass Malik ihnen vielleicht etwas Interessantes erzählen könnte.

„Und, wie sieht es da oben aus?“, fragte Karima.

„Ich konnte gar nichts sehen. Die Sicht war von einem Rucksack versperrt“, seufzte Malik.

„Kein Problem, spätestens wenn wir angekommen sind, sehen wir genug, in shaa Allah.“

Die kleinen Datteln machten es sich im Regenschirm gemütlich und warteten auf die Ankunft im Wald.

Sie stellten sich all die schönen Dinge vor, die sie heute im Wald sehen wollten.

„Ich bin ganz gespannt, ob wir ein Eichhörnchen sehen“, sagte Jamila.

„Oh ja, vielleicht schaffen wir es, uns sogar auf eines draufzusetzen und darauf zu reiten.“ Malik hatte mal wieder mutige Pläne. Und auf einem Eichhörnchen zu reiten, hörte sich nicht nur abenteuerlich, sondern auch gefährlich an.

„Also, ich freue mich schon, die ganzen Bäume zu sehen, und vielleicht entdecken wir noch einige schöne Blumen“, sagte Karima.

Alle sprachen laut durcheinander und stellten sich die schönsten Dinge vor.

Außer Jamil – der war ganz ruhig und sagte nichts. Er hörte zu und machte sich seine eigenen Gedanken.

Er war sich noch nicht ganz sicher, ob er sich wirklich freute, dabei zu sein. Wie immer war er voller Sorge, aber er wollte die anderen Datteln nicht alleine lassen. Deshalb war er mitgekommen.

„Was ist denn los?“, fragte Jamila. „Du schaust so besorgt.“

„Ich weiß nicht. Ich mache mir halt immer so viele Sorgen“, sagte Jamil.

„Aber was macht dir denn Sorgen?“, fragte Karima. Die Datteln mochten es nicht, Jamil so traurig zu sehen, und wollten ihm gerne helfen, sein Problem zu lösen.

„Ich habe immer Angst, dass wir uns wehtun oder dass etwas Schlimmes passiert oder dass wir irgendeinen Fehler machen“, antwortete er ganz traurig.

Malik setzte sich zu Jamil, um ihn zu trösten. „Weißt du, Jamil, ich denke manchmal das Gleiche wie du.“

„Wirklich?! Du scheinst so mutig und furchtlos zu sein“, sagte Jamil erstaunt.

„Ja, wirklich!“, antwortete Malik mit einem großen Lächeln. „Also, wenn du mich fragst, dann finde ich dich auch super mutig. Schau dich doch an – du hattest Angst und Sorgen und bist trotzdem mitgekommen. Das ist doch auch mutig!“

Jamil saß ganz gerührt da. Maliks Worte gingen ihm richtig nahe. Mit Freudentränen in den Augen sah er Malik an und sagte: „Bāraka-llāhu fīk, so habe ich das gar nicht gesehen.“

Die kleinen Datteln saßen nun alle zufrieden im Inneren des Regenschirms und warteten darauf, dass das Auto zum Stehen kam.

„Wir sind angekommen!“, rief Karima.

Sie hielten sich an den Speichen des Regenschirms fest. Denn gleich würde es bestimmt wieder ruckeln, wenn das Auto stoppte.

Und tatsächlich – es ruckelte auf einmal sehr! Die kleinen Datteln wurden geschüttelt und gerüttelt, während die Mutter den Regenschirm aus dem Auto nahm.

Zum Glück hatten sie noch die Bratenschnur dabei, um sich festzubinden, falls sie Gefahr liefen, aus dem Regenschirm zu fallen.

Jetzt war es wieder hell. Sie konnten sogar den Himmel sehen und die warmen Sonnenstrahlen genießen, die durch den Stoff des Regenschirms schienen.

Natürlich wollte Malik wieder nachschauen, was es Interessantes zu sehen gab, und kletterte den Stock des Regenschirms hoch.

Der Regenschirm wurde an die Seitenschnalle eines Rucksacks gehängt. Von dort aus hatte man eine fabelhafte Aussicht.

Malik eilte zu den restlichen Datteln nach unten, um ihnen von der schönen Aussicht zu erzählen. Die anderen wollten die prachtvolle Aussicht ebenfalls genießen und kletterten mit ihm zurück nach oben.

Die kleinen Abenteurer schauten sich glücklich um. Nun war es so weit. Sie konnten ihn sehen. Sie konnten den prächtigen Wald sehen!

Die Datteln konnten vor lauter Erstaunen ihre Augen kaum schließen. Er war wunderschön und so riesig! So etwas Großes hatten die Datteln noch nie gesehen.

Der Waldboden war mit Blättern bedeckt. Kleine Pilze lugten hervor, die wie winzige Regenschirme aussahen. Die Bäume waren so hoch, dass es wirkte, als würden sie die Wolken berühren. Zwischen den Blättern der Baumkronen leuchtete das Sonnenlicht funkelnd hervor. Es sah aus, als würde es auf den Blättern hüpfen.

Wenn das alles so groß ist … wie groß muss dann erst Allah sein, der den Wald, den Himmel und alles andere erschaffen hat?

“Allāhu Akbar!”

All das – die Bäume, die Pilze, der Himmel und noch so viel mehr – ist Allahs Schöpfung. Und Allahs Schöpfung ist wunderschön.

Die kleinen Datteln betrachteten noch eine Weile die vielen verschiedenen Pflanzen und genossen die frische Waldluft.

Nach einiger Zeit blieb die Familie stehen. Sie breitete eine Picknickdecke aus, verteilte die mitgebrachten Leckereien darauf und setzte sich, um zu essen.

Die kleinen Datteln wollten die Gelegenheit nicht ungenutzt lassen, um sich aus dem Regenschirm hinauszuschleichen. Ganz langsam und leise kletterten sie nach draußen.

Sie mussten sich beeilen! Sie wussten nicht, wie lange die Familie picknicken würde, aber sie wollten unbedingt ein wenig den Wald entdecken.

Die kleinen Datteln versammelten sich unter einem großen Waldpilz und berieten sich.

„Was sollen wir machen? Wo sollen wir zuerst hingehen?“, fragten sie sich gegenseitig.

„Wir klettern einen Baum hoch und schauen uns den Wald von oben an!“, schlug Karima vor.

„Klettern? Schon wieder? Meine Arme brennen immer noch vom Klettern gestern an der Garderobe“, stöhnte Malik und rieb sich die Arme. Die bloße Vorstellung, wieder klettern zu müssen, ließ ihn fast schon erneut Schmerzen spüren.

„Okay, dann klettern wir eben nicht. Aber was sollen wir denn sonst tun?“, sagte Karima und setzte sich auf den Waldboden.

„Ich weiß!“, sagte Jamil. Diesmal wollte er auch mutig sein und hatte eine Idee. „Wir können doch einfach den Weg entlang spazieren und schauen, ob wir interessante Tiere treffen.“

Das klang nach einem guten und vernünftigen Plan.

So zogen die vier Datteln los und machten sich auf den Weg.

Sie spazierten gemeinsam den Pfad entlang und hielten Ausschau nach interessanten Tieren. Doch es schien, als hätten sich alle Tiere vor ihnen versteckt.

Es war kein einziges Tier weit und breit zu sehen. Noch nicht einmal einen Käfer entdeckten sie.

„Das ist sehr merkwürdig“, sagte Karima. „Im Buch der Tochter waren so viele Waldtiere abgebildet. Ich dachte, wir würden viel leichter etwas Interessantes finden. Vielleicht müssen wir einfach nur etwas weiterlaufen, um ein Tier zu sehen, in shā’ Allāh?“

Auf einmal hörten sie hinter sich ein leises Knistern!

„Malik, hör auf, so laut zu sein“, sagte Jamil genervt.
„Das bin ich nicht. Ich bin direkt hinter dir“, erwiderte Malik und wunderte sich nun auch, woher das Geräusch kam.

Wer machte denn da solche lauten Geräusche im Laub? Es war weit und breit kein Mensch und kein Tier zu sehen. Vielleicht war es nur der Wind, der durch die Blätter raschelte?
„Lasst uns mal hinter den Büschen nachschauen!“ sagte Malik aufgeregt. Er freute sich, dass endlich wieder etwas Spannendes passierte.
Die kleinen Datteln liefen ahnungslos auf das Geräusch zu.

Das Rascheln wurde immer lauter. Dann sahen sie einen großen Haufen Laub, der sich bewegte.
„Stopp! Bleibt stehen! Lasst uns erst beobachten, was unter dem Haufen steckt.“ Jamil wollte sichergehen, dass dort nichts Gefährliches lauerte.
„Ach, ich schaue einfach nach. Was soll da schon Gefährliches sein?“ sagte Malik unbekümmert und marschierte geradewegs auf den Laubhaufen zu.

Die anderen waren gar nicht begeistert von dieser Idee.
„Nein, Jamil hat recht! Lass uns lieber warten.“
Doch Malik blieb stur. „Ach Jamil, du bist immer so ängstlich. Ich bin mutig. Ich werde jetzt einfach nachsehen.“
„Nein, warte lieber! Was, wenn es doch ein gefährliches Tier ist?“ Jamil machte sich Sorgen um seinen Freund. Das, was Malik vorhatte, war nicht mutig – sondern leichtsinnig.
„Ach was, ich bitte dich! Falls es gefährlich ist, laufe ich einfach weg.“ Malik hörte nicht auf Jamil und ging weiter auf den Laubhaufen zu.

Auf einmal sprang ein Fuchs aus dem Laub!

Malik erschrak und schrie laut auf. Der Fuchs wirkte für die kleine Dattel riesig. Vor lauter Schrecken konnte Malik sich nicht bewegen.
„Komm da weg! Los, schnell!“ schrien die anderen.

Doch Malik konnte sich nicht rühren. Seine Beine blieben wie angewurzelt stehen.

Der Fuchs kam immer näher. Noch hatte er die kleine Dattel nicht bemerkt – er schnüffelte im Laub, auf der Suche nach Futter. Der hungrige Fuchs schnüffelte immer näher in Maliks Richtung.Es schien, als hätte er den süßen Dattelduft wahrgenommen.

Jamil hatte eine Idee, wie sie Malik retten konnten. Sie hatten doch die Bratenschnur! Die hatten sie ursprünglich mitgenommen, um sich im Regenschirm festzubinden. Schnell band Jamil eine kleine Schlaufe und versuchte, näher an Malik heranzukommen.
„Ya Allah, möge es klappen“, betete er, während er die Schnur zu Malik warf. Der Fuchs schnüffelte immer weiter und kam dabei näher und näher.

Jamila und Karima zitterten vor Angst am ganzen Leib. Sie machten Duʿa und flehten Allah an, Malik zu helfen und zu beschützen.

Der Fuchs war mittlerweile ganz nah an Malik dran. Doch Malik stand wie angewurzelt. Vor lauter Angst konnte er nicht einmal nach der Schnur greifen, die Jamil ihm zugeworfen hatte.

Jamil versuchte noch näher heranzukommen, um Malik mit der Schlaufe einzufangen. Doch er konnte ihn nicht erreichen!

Und der Fuchs kam immer näher …

„Schnell, schnell, beeil dich! Gleich wird der Fuchs Malik entdecken!“

Jamil warf die Schnur erneut zu Malik, doch er verfehlte ihn. Er musste sich beeilen – bevor der Fuchs ihn zum Mittagessen verspeisen konnte!

Jamil holte tief Luft, trat ein paar Schritte zurück und nahm Anlauf. Dann rannte er los und warf die Schnur mit aller Kraft zur kleinen, verschreckten Dattel. Diesmal traf er! Die Schlaufe lag um Maliks Bauch. Alhamdulillah!

Malik bemerkte es zunächst gar nicht, so sehr war er vor Angst erstarrt. Jamil konnte es kaum fassen – doch jetzt musste er handeln! Er packte das andere Ende der Schnur und rannte los. Er rannte und rannte, so schnell er konnte, bis er wieder auf dem Waldpfad war. Jamila und Karima liefen ihm hinterher.

Erst als sie in Sicherheit waren, hielt Jamil an. Malik stand noch immer unter Schock und wusste nicht, wie ihm geschah.

„Geht es euch gut? Habt ihr euch verletzt?“ rief Jamila besorgt, als sie den Waldpfad erreichte.

„Nein!“ rief Jamil erleichtert. „Uns geht es gut, Alhamdulillah!“

Langsam kam Malik wieder zu sich. „Was ist passiert?“ fragte er verwirrt.

Jamil legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter und erklärte ihm alles.

„Danke, Jamil, dass du mich gerettet hast. Baaraka Allahu fik“, sagte Malik mit Tränen in den Augen.

„Wa fik baaraka Allah“, erwiderte Jamil. „Weißt du, Malik, mutig zu sein ist gut. Aber vernünftig sein auch. Wir dürfen uns nicht einfach so in Gefahr begeben. Manchmal müssen wir abwarten, beobachten und nachdenken, was das Beste für uns ist. Ein bisschen Mut und ein bisschen Vorsicht – beides zusammen ist wichtig.“

Malik nickte nachdenklich. „Du hast recht, Jamil. Wir haben beide etwas gelernt.“

Er gähnte. „Ich bin so müde. Kommt, lasst uns zurück zum Regenschirm gehen. Dort ist es sicher, und wir können den Wald von dort aus weiter beobachten.“

Die anderen stimmten zu, und gemeinsam kehrten sie zurück. Gerade rechtzeitig, denn die Familie begann bereits, ihr Picknick einzupacken. Die kleinen Datteln kuschelten sich in den Regenschirm und beobachteten von dort aus still den Wald.

Es war wieder einmal ein aufregendes Abenteuer gewesen.

Sie hatten viel erlebt – neue Pflanzen gesehen, den Duft des Waldes gerochen und die warmen Sonnenstrahlen genossen. Doch das Wichtigste war die Lektion, die sie gelernt hatten. Eine Lektion, die sie so schnell nicht vergessen würden.

Als die Familie am Abend nach Hause ging, schlüpften die Datteln unbemerkt aus dem Regenschirm und kletterten zurück in ihren Küchenschrank.

Nach diesem abenteuerlichen Tag fielen sie sofort in einen tiefen, erholsamen Schlaf.

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