An einem ruhigen Nachmittag ereignete sich ein kleines, aber schicksalhaftes Ereignis. Das Küchenfenster eines schönen Hauses, in dem eine Familie lebte, stand weit offen. Es war ein regnerischer und windiger Tag. Ein sanfter Wind wehte durch das Fenster und brachte die Vorhänge leise zum Flattern: “Flap flap”. Plötzlich blies der Wind ganz stark, und ein lautes Heulen ertönte: “Whooo”. Der Regen prasselte auf das Dach, graue Wolken zogen sich am Himmel zusammen, und in der Ferne blitzte es. Der Wind fegte mit solcher Kraft, dass selbst die Fensterläden zu rattern begannen. Die Vorhänge wirbelten auf, flatterten wild und peitschten nach oben.
Auf dem höchsten Regal in der Küche stand eine Dose voller Datteln, die bislang dem Treiben unter ihr kaum Beachtung geschenkt hatte. Doch als ein kräftiger Windstoß durch das Fenster fegte, begann ihre ruhige Existenz zu wanken. Der Wind blies noch einmal kräftig: “Whooo”. Die Dose neigte sich zur Seite, kippte mit einem lauten Klirren um und stürzte zu Boden, wo sie sich beim Aufprall öffnete. Sechs Datteln kullerten direkt auf den großen Küchentisch. Vom Schreck gelähmt blieben die kleinen Datteln erst einmal liegen und starrten reglos an die Decke.
Nach einer Weile des Schweigens setzte sich eine der Datteln auf. Sie schaute sich um, ihre Augen gewöhnten sich langsam an das grelle Licht der Küche. Die anderen Datteln lagen noch regungslos auf dem großen Küchentisch und gaben keinen Mucks von sich.
“Assalamu alaikum, Freunde, ich heiße Malik. Wie geht es euch? Das war ja mal ein schreckhafter Sturz, hehe, findet ihr nicht auch?”
Als nächstes stand Karima auf und erwiderte: “Wa alaikum salam wa rahmatullahi wa barakatuh. Ohh, seht nur! Allahumma Barik! Was für ein schöner Ort! Wer seid ihr alle?”
“Ich bin Karim. SubhanAllah, wo sind wir hier gelandet? Ich habe noch nie so etwas gesehen, das ist so aufregend! Ich frage mich, welche Abenteuer uns hier erwarten?”
“Abenteuer? In einer Küche? La hawla wa la quwwata illa billah. Das klingt nach Problemen. Was machen wir hier überhaupt?”, fragte Jamil.
“MashaAllah! Allahumma Barik, hier sieht es gemütlich aus. Endlich Tageslicht. Ich bin Jamila, freut mich, euch kennenzulernen.”
“Eine Küche voller Geheimnisse und Wissenschaft. Es gibt hier bestimmt viel zu lernen. Kein Grund zur Sorge, Freunde. Zusammen sind wir stark. Wir sind jetzt ein Team! Ich bin Khalid”, sagte Khalid begeistert. Die kleinen Datteln waren aufgeregt und voller Freude. Zu lange waren sie in der Dose eingeschlossen und genossen es nun, endlich wieder Tageslicht zu sehen. Karim streckte sich und verkündete: “So, jetzt ist Zeit für Abenteuer. Was können wir hier anstellen?”
Die Dattelbande wuselte auf dem Küchentisch hin und her und bestaunte die vielen Geräte. In der Küche gab es einiges zu entdecken: eine Kaffeemaschine, einen Wasserkocher, eine Teigmaschine, eine Dose Zucker, eine Dose Kaffee, bunte Schokolinsen, Kekse und viele andere interessante Dinge.
Karima und Jamila hüpften fröhlich auf dem Tisch hin und her. Eine rot glänzende Kaffeemaschine zog ihre Aufmerksamkeit auf sich.
“Schau mal da, Karima! Allahumma barik, ist das nicht wunderschön?”, sagte Jamila.
“Ja, Masha’Allah, komm, wir gehen dort hin und schauen uns das Ganze aus der Nähe an”, erwiderte Karima.
An der Kaffeemaschine angekommen, sagte Jamila: “Wow, das glitzert so schön.”
Karima zog hektisch an Jamilas Hand und sagte: “Schau da, Subhanallah, siehst du dieses türkisfarbene Ding da? Komm, wir laufen dort hin!”
Währenddessen bestaunte Khalid den Wasserkocher, umkreiste das Gerät mehrmals, rümpfte die Nase und starrte nachdenklich an die Decke. “Hmm, was könnte das sein? Wofür ist dieses Gerät?”, fragte Khalid. Malik gesellte sich zu ihm, betrachtete den Wasserkocher, kratzte sich am Kopf und schlug nach einer Weile vor: “Ich habe eine geniale Idee! Wir müssen da hochklettern und uns oben drauf stellen. Vielleicht können wir von dort aus mehr herausfinden. Komm, Khalid, wir klettern da hoch und schauen uns das Ganze aus der Nähe an.”
Während Malik und Khalid dabei waren hochzuklettern, schlenderte Jamil gelangweilt zum Wasserkocher. Er langweilte sich und mochte die Küche überhaupt nicht. Am Wasserkocher angekommen, lehnte er sich an den Schalter. Plötzlich machte es Klick und Jamil rutschte aus. Der Schalter bewegte sich schlagartig nach unten, und der Wasserkocher fing an, leise zu gluckern.
“Hilfe, was war das? Ich habe es doch gleich gesagt, hier gibt es nichts Gutes!”, meckerte Jamil, während er die Arme verschränkte und weiter davon trottete. Oben angekommen, bestaunten Khalid und Malik die Küche.
“Wow, hier oben ist es so schön. Schau nur all die schönen Dinge, Malik. Dort drüben steht eine Vase mit gelben Tulpen. Ach ja, schau mal dort drüben hin, da steht ein rotes Auto. Hast du Lust eine Runde mit mir zu fahren?”
“Ja natürlich habe ich Lust, was ist das denn für eine Frage?!” antwortete Malik. Beide waren fasziniert und überwältigt. Sie konnten es kaum erwarten, die vielen anderen schönen Dinge zu erkunden. Doch plötzlich passierte etwas Unerwartetes.
Das Wasser im Wasserkocher erhitzte sich, und aus dem Inneren des Wasserkochers drang ein stetiges Summen. “Warum ist es plötzlich so heiß hier? Irgendwas stimmt hier nicht, Khalid! Ich glaube, es wäre besser hinunter zu gehen. Lass uns mal nachsehen, was die anderen so machen!”, schlug Malik vor. Der Wasserkocher vibrierte leicht. Das Wasser begann zu blubbern.
Khalid rief hektisch: “Ich denke jetzt wird es gefährlich! Was passiert hier?!”
Nach einer kurzen Weile brodelte das Wasser heftig, während der Wasserkocher gefährlich hin und her wackelte. Khalid und Malik taumelten auf dem wackeligen Gerät hin und her. “Hilfe, Hilfe, Hilfe!”, schrien sie.
Karima und Jamila, die derweil mit einer Küchenmaschine beschäftigt waren, hörten die Hilferufe ihrer Freunde, schreckten auf und blickten ängstlich um sich. “Was ist denn los?”, fragten sie gleichzeitig.
“Heiß, heiß, es ist heiß hier oben, Hilfe!”, schrie Malik laut.
“Die Hilfe kommt, ich rette euch, Freunde!”, rief Karim. Mit einem Satz sprang er aus dem Gewürzregal, rannte wie ein Krieger schnurstracks auf den Wasserkocher zu und sprang mit einem Tritt dagegen. “Ahhh, das ist ja heiß!”, schrie Karim, er fasste sich an seinem schmerzenden Fuß und fiel zu Boden.
“Der Griff, der Griff! Ihr müsst am Griff runterrutschen, dann seid ihr gerettet!”, rief Karima. Malik und Khalid zitterten vor Angst und hielten sich fest aneinander. Ganz langsam bewegten sie sich Richtung Griff. Jamila und Karima eilten mit einer pinken Silikonschüssel zum Wasserkocher und platzierten die Schüssel unter dem Griff. “Hier könnt ihr reinrutschen, Freunde”, rief Jamila.
Zuerst rutschte Malik herunter, dann Khalid. Beide plumpsten in die Schüssel. “Hui, das hat aber Spaß gemacht”, sagte Malik.
“Ja, allerdings, das haben wir Jamila und Karima zu verdanken. Das war eine weiche Landung! JazakAllahu khayran, Karima und Jamila. Ihr habt uns gerettet!”, bedankte sich Khalid.
“Amin, wa iyyakum, und BarakAllahu feekum. Das haben wir sehr gerne gemacht.”